11. Juni
Jeder von uns ist so viel mehr als das,
worauf ihn eine äußere Bewertung reduziert.
Karen Kaiser Clark
In unserer Gesellschaft wird großer Wert darauf gelegt, erfolgreich zu
sein. So werden wir zu Bewertern und Konkurrenten. Als Kinder haben
wir wahrscheinlich geglaubt, unser wahrer Wert käme in unseren Zensuren
oder unseren sportlichen Erfolgen zum Ausdruck. Und als erwachsene Männer
glauben wir immer noch, wir müßten uns bewerten - nach unserem Einkommen,
dem Auto, das wir uns leisten und sogar danach, wie viele Monate und Jahre
wir schon bei diesem Programm sind. Wir können das ständige Vergleichen
nicht lassen.
Unser Programm hilft uns zu lernen, uns nicht mehr zu bewerten. Wir versuchen,
nach dem Willen unserer Höheren Macht zu leben, die über alle beschränkenden
Wertungen erhaben ist. Wenn wir unseren eigenen Willen dem unserer Höheren
Macht unterwerfen, befreien wir uns von dem allgemein üblichen Konkurrenzkampf
und seinen Spielregeln. Wir folgen dann solchen Werten wie Ehrlichkeit,
Respekt, innerem Frieden und Ganzheit.
Heute erinnere ich mich daran,
daß mein Wert als Mann nicht auf einer von Menschen erfundenen Waage gemessen
werden kann.
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12. Juni
Originalität ist unerforschtes Gebiet.
Du erreichst es, indem du etwas auf dich nimmst.
Einen bequemen Weg dorthin gibt es nicht.
Alan Alda
Unser Programm nimmt uns mit auf eine Abenteuerreise.
Jeder von uns ist unerforschtes Land, für das es nur teilweise Karten
gibt, und über das wir keine genauen Ortskenntnisse besitzen.
Wir können nicht genau wissen, was uns erwartet. Wir können jedoch hoffen,
daß uns große Schönheit, einige aufregende Erfahrungen, aber auch furchterregende
Erlebnisse erwarten, ebenso wie angenehme, friedvolle Ruhepausen. Jeden
Tag werden wir eine Mischung aus all diesen Erfahrungen erleben. Unser
Programm gibt uns keine Landkarte für unser unerforschtes Gebiet in die
Hand. Vielmehr dient es uns als Führer, um in der Wildnis zu überleben.
Es verschafft uns eine Orientierung, wenn es keine anderen vertrauten
Markierungen gibt, die uns sagen, wie wir aus einer Erfahrung lernen und
durch sie wachsen können. Je mehr Zeit wir in diesem wilden Land verbringen,
je mehr wir das Geheimnis des Lebens erforschen, desto vertrauter werden
wir mit ihm, und desto mehr erkennen wir es in seiner einmaligen Schönheit.
Heute habe ich den Mut,
den originellen Menschen zu erforschen, als der ich vorgesehen bin.
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13. Juni
Du mußt energisch dagegen angehen, dich zu negativem Denken hinreißen
zu lassen, zu der Überzeugung, du hättest es mit einer Invasion feindlicher
Kräfte zu tun. Denn genau das ist es, womit du zu tun hast.
Maxwell Maltz
Das Leben ist eine fortwährende Erfahrung im Umgang mit zwei entgegengesetzten
Kräften. Die eine Kraft ist schöpferisch, die andere destruktiv.
Einerseits haben wir Erfolge und erreichen persönliche Ziele, andererseits
erleben wir Niederlagen und Mißerfolge. Wenn wir glauben, unser Leben
endlich in Ordnung gebracht zu haben, taucht sogleich eine andere Unordnung
auf. Es gibt Kräfte, die uns stützen, und solche, die uns bedrücken. Wohlwollende
Freunde, die Großzügigkeit unter Menschen, unser eigenes, positives Handeln
- das sind die schöpferischen Kräfte in unserem Leben. Die zerstörerischen
zeigen sich in Form alter Gewohnheiten, in Unglück, Unfällen und in negativen
Gedanken. Wir müssen uns entscheiden, welcher Seite wir unsere Energie
schenken wollen.
Bin ich ein Mann, der sich selbst haßt? Verfalle ich dem Glauben an Unglück
und Verzweiflung? Gebe ich mich den Kräften hin, die mich zerstören? Oder
entscheide ich mich für die Kräfte, die mich aufbauen?
Heute will ich mit Gottes Gnade die Seite wählen,
die die positiven Kräfte in mir stärkt.
Ich werde für mich selbst und für meine Werte geradestehen.
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14. Juni
Der Wendepunkt im Prozeß des Erwachsenwerdens ist gekommen,
wenn du das Zentrum der Kraft in dir entdeckt hast, das jeden Schmerz
überlebt.
Max Lerner
Wenn wir alle Schwierigkeiten und Krisen in unserem Leben überdenken
und alle Wunden, die wir davongetragen haben, fühlen wir uns überwältigt.
Vielen von uns mag es als Wunder erscheinen, daß wir heute hier stehen.
Wenn wir aufhören, uns zu bedauern und über die Ungerechtigkeit unseres
Schicksals nachzudenken, kommen wir vielleicht zu der Einsicht: "Ich habe
überlebt!" Wir sehen die Kraft und das Durchhaltevermögen, die uns durch
die schwersten Zeiten hindurchgeführt haben. Es war unsere Höhere Macht,
die uns durch alles hindurchgetragen hat, auch, wenn einige von uns es
nicht wußten. - Heute wissen wir, daß wir bei allem, was wir schon mit
Hilfe unserer Höheren Macht durchgestanden haben, auch mit allen Schwierigkeiten
fertig werden können, die noch auf uns zukommen.
Ich bin dankbar für meine Höhere Macht und für ihre Hilfe in den
schweren Zeiten meines Lebens.
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15. Juni
Ein Vater ist wie tausend Schulmeister.
Louis Nizer
Jeder trägt seinen Vater in sich, obwohl er es vielleicht gar nicht
bemerkt. Wenn wir diese Tatsache in unseren Gedanken und Handlungen erkennen,
können wir sie als eine Quelle der Kraft benutzen.
Wenn wir eine kritische Stimme hören, die uns sagt: "Du warst nicht gut
genug!", so könnte das die Stimme unseres Vaters sein; wenn ein Gefühl
der Stärke und des Friedens über uns kommt - wird darin vielleicht unsere
Kindheitsbeziehung mit dem Vater wieder lebendig. Wenn wir zweifeln,
ob wir jemals mit einer Frau zurechtkommen können - ist das vielleicht
die Vorstellung, die wir als Kind von unserem Vater übernommen haben.
Wir können versuchen, unsere Vater-Sohn-Beziehung aus der Sicht des Erwachsenen
zu sehen. Lebt unser Vater vielleicht zu weit entfernt, um ihn kennenlernen
zu können? Oder müssen wir erkennen, daß uns unser Vater zwar geliebt,
seine Liebe jedoch von seinem eigenen Lebenskampf und seinen Lebenslügen
überschattet wurde?
Wenn wir feststellen, daß wir immer noch die Anerkennung unseres Vaters
erlangen wollen, müssen wir wahrscheinlich die Seiten an ihm suchen, wo
er genau so menschlich und unvollkommen war wie wir. Wenn wir mit unserem
Vater Frieden schließen, sei es von Angesicht zu Angesicht oder in der
Erinnerung an unsere Beziehung, fließt seine Kraft in uns ein, und wir
werden so erwachsen, wie es uns zusteht.
Ich will mit meinem Vater Frieden schließen.
So wird seine eigene Kraft und die seines Vaters zu einer Kraftquelle
für mein Leben.
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16. Juni
Es ist ganz einfach:
Wenn ich nicht in der Stimmung bin, tu ich keinem etwas zuleide.
Aber wenn mir gerade danach ist, kriegt jeder sein Fett ab.
Willie Mays
An manchen Tagen geht scheinbar alles glatt. Eins paßt zum anderen,
und das Leben wird uns leichtgemacht. An einem anderen Tag ist genau das
Gegenteil der Fall. Wir treffen auf nichts als Widerstände. Unsere spirituellen
Übungen lehren uns, daß wir nicht alles unter Kontrolle haben, was in
unserem Leben passiert. Uns allen kann Unglück, Krankheit oder ganz einfach
Pech widerfahren. Aber wenn wir aufhören, gegen diese Lebensumstände verbissen
anzukämpfen, läuft meistens alles besser. Wir wissen: Wie schwer ein Tag
auch sein mag, er kann uns niemals von unserer Höheren Macht trennen.
Wenn wir die unangenehmen Dinge akzeptieren, auch, wenn sie ungerecht
sind, nehmen wir ihnen damit die Macht über uns und unser Leben. Dann
werden wir frei, weiterzumachen und Raum für positive Erfahrungen zu schaffen.
Heute will ich die Probleme annehmen, denen ich mich stellen muß.
Ich werde den positiven Dingen Raum geben.
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17. Juni
Die Einsamkeit, die jeder Mensch spürt, ist nichts als sein Hunger
nach dem Leben ... Erst die Sehnsucht macht die Erfüllung möglich.
Ross Mooney
Die Männer, die schließlich zu unserem Programm gekommen sind, haben
vorher alles mögliche ausprobiert. Jeder von uns erlebte seine ganz persönliche
Verzweiflung, aber eines hatten wir gemeinsam: das Gefühl der Einsamkeit.
Manche fühlten sich von ihrer Familie und ihren Freunden in Stich gelassen;
manche waren entsetzt darüber, was in ihrem Leben passierte. Sie waren
völlig allein mit ihren Sorgen, so als ob niemand sie wirklich kennen
würde; manche haben ihre Einsamkeit sogar verherrlicht, als wäre sie ein
besonders lobenswerter Charakterzug.
Wenn wir alles aufgeben: unseren Machthunger, unseren Wunsch nach Kontrolle,
unseren falschen Stolz, unser Konkurrenzdenken, kommen unsere Schwächen
zum Vorschein. Die Dinge, die wir verheimlicht haben, kommen ans Licht,
und wir werden zugänglicher für unsere Freunde. Wenn wir die Geschenke
unserer Genesung betrachten, so steht ganz oben auf der Liste, daß wir
nicht mehr einsam sind.
Was mich zu diesem Programm gebracht hat, war zu einem großen Teil
mein Lebenshunger.
Ich bin dankbar für die Freunde, die mich wirklich kennen und mich so
nehmen, wie ich bin.
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18. Juni
Die Entscheidung, welcher Sache wir Beachtung schenken, und was
wir übersehen, fällt in unserem Inneren. Unser Handeln ist die Folge dieser
inneren Entscheidung. In beiden Fällen ist der Mensch verantwortlich für
seine Entscheidung und muß die Konsequenzen tragen.
W H. Auden
Solange wir noch von Beziehungen abhängig waren, haben viele von uns
gesagt: "Ich kann mir nicht selbst helfen." "Ich weiß, daß es nicht gut
für mich ist ..., aber was soll ich tun, wenn die anderen immer wieder
das gleiche machen?"
Wir sind Menschen, die in einem Haus mit vielen Fenstern wohnen. Jedes
Fenster hat einen Ausblick auf Dinge, die unsere Aufmerksamkeit auf sich
lenken könnten. Vielleicht sind es Menschen, Gebäude, der Horizont, der
Straßenverkehr oder eine Allee. Wenn wir immer zum gleichen Fenster hinausschauen
und den gleichen Gegenstand betrachten, nutzen wir nicht all unsere Möglichkeiten.
Es gibt so vieles, das wir überhaupt nicht beeinflussen können. Unsere
Einflußmöglichkeit liegt darin, unseren Blickwinkel öfter zu verändern.
Heute will ich darauf achten, wohin ich meine Aufmerksamkeit lenke.
Ich bete um Gottes Führung, um mir meiner verschiedenen Möglichkeiten
bewußt zu werden.
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19. Juni
Die Welt mag voller Leid sein -
aber sie ist auch voller Überwindung von Leid.
Helen Keller
Wenn der Mensch auf sein Leben und das Leben anderer blickt, wird ihm
klar, daß der Schmerz ein Teil des Lebens ist. Dieser traurigen Wahrheit
können wir nicht entfliehen. Unser Wachstum und unser ganzheitliches Wesen
müssen auch das Leid beinhalten, weil unsere Genesung Aufrichtigkeit erfordert.
In unserer Vergangenheit waren wir vielleicht verbittert oder voller Selbstmitleid.
Manche von uns haben an Gott gezweifelt und ihre Zeit mit egozentrischem
Denken vergeudet, indem sie glaubten, das Leben behandle sie besonders
schlecht. Das Leben ist nicht fair! Das Leben ist ganz einfach - und es
überläßt uns die Entscheidung, wie wir darauf reagieren.
Die Antwort vieler Menschen auf das Leben kann uns Mut machen. Wir sehen
den Schmerz dieser Menschen, aber wir sehen auch ihre mutige Antwort darauf.
Sie wurden mit ihren Grenzen konfrontiert und machten doch weiter - kraft
ihrer Bereitschaft und ihres Glaubens.
Auch wir sind dankbar für den Fortschritt, der darin liegt, daß wir unser
Leiden überwunden haben. Wir haben Freunde, durch die wir die Freude an
menschlichen Kontakten erleben können. Wir haben Möglichkeiten, wo wir
sie nie zuvor bemerkt hatten. Und unsere Selbstachtung wächst täglich.
Ich akzeptiere die Realität des Lebens.
Die Entscheidungen, die ich heute treffe, sind auf meinen Glauben gebaut.
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20. Juni
"Wart ab, was die nächste Saison bringt!" ist der beliebteste Spruch
der Fußball-Fans, der Hockey-Fans und der Gärtner.
Roben Orben
In unserem chaotischen und extremen Leben hatten viele von uns kaum
mehr Hoffnung. "Das Leben ist so eintönig. Man muß sich damit abfinden",
trösteten wir uns. Fast unmerklich gelangten wir zu einer Einstellung,
mit der wir ein Dasein in Hoffnungslosigkeit für normal hielten.
Einige klammerten sich an einen Hoffnungsschimmer und erklärten: "Bald
schon werden bessere Zeiten für mich kommen ..." Auf diese Weise hinderten
sie sich daran, klar zu erkennen, wie verheerend ihr Leben eigentlich
war.
Wir alle befanden uns in einer Sackgasse; auch das macht uns zu Brüdern.
In unserem neuen Leben bekommen wir wahre Hoffnung, die sich auf den Boden
der Realität gründet. Wir leben in der Realität der Beziehung zu unseren
Freunden in diesem Programm. Sie unterstützen uns und stärken unser Wohlbefinden.
Darauf können wir uns vollkommen verlassen. Wir leben in einer Realität,
die von klarem Denken bestimmt wird. Wahrscheinlich haben wir noch nicht
alles erreicht, was wir uns gewünscht haben, aber wir haben eine Richtung
eingeschlagen, die wir selbst gewählt haben. Wir haben uns auf das Abenteuer
eingelassen, mit unserer Höheren Macht in Verbindung zu treten. Unsere
Hoffnung stützt sich auf etwas, das wir schon jetzt in unserem Leben spüren.
Heute ist nichts perfekt, aber ich bin voller Hoffnung.
Ich habe mein Leben zurückgewonnen, weil ich neue Hoffnung habe.
(Alle Texte aus: Berührungspunkte. Tägliche Meditationen
für Männer. Hazelden. Heyne.
Siehe
Copyright.)
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